Wenn Protagonist*innen zustimmen, dass ein filmisches Porträt über sie gemacht wird, gehen sie oft davon aus, dass es eigentlich nur eine mögliche Perspektive dafür gibt: Den wenigsten ist im Voraus bewusst, in welchem Maße Regie und Montage das Bild beeinflussen, das nach außen getragen wird. Was erwarten die jeweiligen Seiten, welche Rolle spielen Berühmtheit und Medienerfahrung der Porträtierten und wie verhält sich die Montage dazu? Wie findet und gestaltet man die authentischen Momente jenseits von Selbstdarstellung und Kontrollbedürfnis? Auch die Position der Regie prägt die Erzählperspektive: Wie viel Nähe ist wichtig, was zu viel, was verfälschend? Und was passiert, wenn man als Editor*in im Laufe des Schnittprozesses eine eigene Haltung, Begeisterung oder Ablehnung entwickelt? Dann verdoppelt sich die Verantwortung, denn dann hat nicht nur die porträtierte Person, sondern im gleichen Maße die Regie mit den Konsequenzen des im Schnitt entstandenen Bildes zu leben.
Im Workshop werden Porträtmontagen berühmter Persönlichkeiten wie „Scooter“ und „McCarthy“ den Porträtfilmen unbekannter Protagonistinnen wie „Bilder (m)einer Mutter“ und „Mamacita“ gegenübergestellt und Fragen von Dramaturgie und Einflussnahme gemeinsam diskutiert: Welchen Konflikt muss man zeigen, welches Versagen, welche Eigenschaften, wieviel Kontext, damit erfahrbar wird, was den porträtierten Menschen ausmacht?